Fahrradfahren als Trend in Lateinamerika? Bauen mit Bambus als ökologischem Baustoff?
Das eine wie das andere scheint ja wohl auf den ersten Blick recht utopisch. Radfahren in Kolumbien ist riskant. Aber das Kollektiv H30 setzt sich dafür ein, dass der Kampf um Sicherheit, Sichtbarkeit und Solidarität weitergeht, denn auch in Lateinamerika sind Mopeds und Autos DAS Fortbewegungsmittel der Moderne und gelten Beton und Steine als der einzig wahre Baustoff. Aber auch dort erkennen mehr und mehr Menschen den nachhaltigen Wert ökologischer Baustoffe und Verkehrsmittel. So unsere Projektpartner in Cali, Kolumbien. Dort plant jetzt eine Bürgerinitiative ein Stadtteil- und Kulturzentrum in nachhaltiger Holzbauweise mit der ortsüblichen „Guadua“. Denn was den Westfalen die Eiche als langlebigster Baustoff wert ist, wissen die Kolumbianer am Bambus als nachwachsender Ressource zu schätzen. Nichts anderes ist Guadua, wie Bambus in Kolumbien genannt wird.
Und da trifft es sich gut, daß die Initiative „A la Hora 30“, kurz H30 genannt, schon seit längerem Kontakt zur Biohaus-Stiftung für Umwelt und Gerechtigkeit in Paderborn hat, die ja bekanntlich aus dem ersten Öko-Bau-Kollektiv der Region erwachsen ist. Denn Sarah Sander, Tochter des Stiftungsgründers Willi Ernst, lernte schon vor Jahren bei einer Studienreise der Universität Linz, Österreich, wo sie zu der Zeit Kulturwissenschaften lehrte, die Leute von H30 kennen – und schätzen. Denn das selbstorganisierte Kollektiv H30 realisiert eine beeindruckende Anzahl von sozialen und kulturellen Stadtteil- und Community-Projekten, die alle um die Themen Umwelt und Gerechtigkeit kreisen. Diese reichen von der Rettung von Grünflächen als Gemeinschaftsgärten in den Armen- und Arbeitervierteln Calis bis zur Produktion eines international gezeigten Dokumentarfilms „Bici-bles“ über die Zukunft des Fahrradfahrens als umweltfreundlichem Fortbewegungsmittel in Kolumbien. So fanden die aktuellen Pläne der Kolumbianer offene Ohren, im armen Stadtteil Siloé zusammen mit dem Stadtteil-Komitee „Lomeritos“ ein Kulturhaus (casa cultural) aus Bambus zu errichten.
Da kommt eine aktuelle Spende genau passend, die die Biohaus-Stiftung jetzt erhalten hat: Ein Bambus-E-Bike der Marke My-Boo. Der Rahmen wurde in einem Kollektiv in Ghana gefertigt, das restliche Rad in der My Boo-Manufaktur in Lübeck mit hochwertigen Komponenten endmontiert. Dieses Rad wird jetzt von der Stiftung meistbietend versteigert – und der Erlös wird sowohl Radfahren als auch Bambus-Hausbau in Kolumbien unterstützen.