Internationale Menschenrechtsorganisationen rechnen mit einer blutigen Bilanz der Aufstände gegen die Regierung Ortega/Murillo: Hunderte Verhaftete oder „Verschwundene“, Tausende Verletzte und über 480 Tote.
In Nicaragua wurde am 19. Juli 1979 der Diktator Somoza durch einen Volksaufstand vertrieben. Es begann das Experiment der sandinistischen Revolution, die weltweit viele Menschen bewegt und zu solidarischem Handeln veranlasst hat. Heute, über 40 Jahre nach dem Sieg der Revolution, ist in Nicaragua wieder ein Volksaufstand im Gange. Er richtet sich erneut gegen ein autoritäres Regime, das die Menschenwürde und demokratische Freiheiten mit Füßen tritt. Doch diesmal ist der Aufstand unbewaffnet und wendet sich gegen das Regime des einstigen Revolutionskommandanten Daniel Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo, die beanspruchen, die sandinistische Revolution fortzuführen.
Die Protestbewegung, in der Studierende, Campesinos, Gewerbetreibende, Jugendliche, Frauen und Männer aus allen Bevölkerungsschichten vertreten sind, wird seit Mitte April mit brutalen Mitteln unterdrückt. Über 480 meist junge Menschen wurden von Antiterroreinheiten der Polizei und von paramilitärischen Gruppen ermordet, Tausende verletzt, viele gefoltert oder entführt.
Das Ortega-Murillo-Regime klammert sich mit allen Mitteln an die Macht und scheint zu hoffen, durch gezielten Terror und „Säuberungsoperationen“ die Barrikaden beseitigen, die Proteste ersticken und „reinen Tisch“ machen zu können.
Die Inter-American Press Association (IAPA) und Reporter ohne Grenzen (RSF) forderten nun nach einer Reise durch Nicaragua Mitte August die Regierung von Daniel Ortega auf, die Gewalt einzustellen, die Angriffe zu untersuchen und die Verantwortlichen zu bestrafen.
Beide Organisationen waren der Ansicht, dass die Pressefreiheit von den nicaraguanischen Behörden und Polizeibehörden eindeutig schikaniert wird, und wiesen darauf hin, dass die politische und rechtliche Verantwortung für diesen Rückschritt bei der Ausübung der Freiheiten in politischer, rechtlicher und historischer Hinsicht bei der Regierung unter der Leitung von Präsident Ortega und seiner Frau, Vizepräsident Rosario Murillo, liegt.